Ob nun in Deutschland der viel zitierte „Fachkräftemangel“ tatsächlich herrscht, oder ob sich um ein überstrapaziertes Schlagwort handelt, fest steht jedenfalls, dass deutsche Unternehmen sich beim Recruiting international orientieren und zunehmend ihr Personal, insbesondere Fachkräfte, an Arbeitsmärkten im Ausland suchen.
Auf den ersten Blick bietet sich innerhalb der EU-Länder aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und der vielen Fachkräfte ohne Job beispielsweise Spanien an. Aber in welchen Wirtschaftszweigen und Berufen lohnt sich für Unternehmen die Suche nach Bewerbern? Was zeichnet den spanischen Arbeitsmarkt aus? Wie vergleichbar ist die Ausbildung spanischer Fachkräfte mit deutschen Standards?
Wichtige Arbeitsmarkt-Kennzahlen in Spanien
Auch wenn die Rajoy-Regierung feiert, dass die Arbeitslosigkeit aktuell sinkt, so sind die Perspektiven für spanische Arbeitskräfte alles andere als rosig. Nachfolgend sind die wichtigsten Daten dargestellt.
Beschäftigungssituation
Betrachtet man die Beschäftigungssituation in Spanien, so entfallen knapp 60 % der Bevölkerung auf aktive Einwohner älter als 16 Jahre (12,35 Mio. Männer und 10,67 Mio. Frauen). Von den insgesamt rund 23,02 Mio. aktiven Menschen sind etwa 5,15 Mio. arbeitslos gemeldet.
Arbeitslosigkeit nach Altersklassen
Im historischen Verlauf der Arbeitslosenquote über die letzten zehn Jahre scheint der Höhepunkt der Arbeitslosigkeit in Spanien nun überwunden zu sein.
Dennoch ist dies kein Grund zur Entwarnung. Gemäß neuester Erhebungen lag die Arbeitslosenquote der 15- bis 74-Jährigen im Juni 2015 bei 22,5 %, im Segment der 15 bis 24-Jährigen mehr als doppelt so hoch bei 49,2 %. Im Vergleich mit den korrespondierenden Werten im EU-Durchschnitt (28 Länder) von 9,6 % bzw. 20,7 % wird deutlich, wie dramatisch die Situation weiterhin ist (Quelle: Eurostat).
Betrachtet man die Arbeitslosigkeit auf Basis der Altersgruppen, so verzeichnet das Segment der 25 bis 54-Jährigen zwar absolut die meisten Arbeitslosen.
Doch die Arbeitslosenquote berechnet als Quotient der Arbeitslosen im Verhältnis zur aktiven Bevölkerung der jeweiligen Altersgruppe macht deutlich, wie stark gerade die jüngeren Spanier betroffen sind. Knapp 70 % der 16 bis 19-Jährigen haben keine Arbeit, in der Altersklasse der 20 bis 24-Jährigen sind es rund 45 %. Generell sind die Frauen von der Arbeitslosigkeit stärker betroffen als Männer.
Arbeitslosigkeit nach Wirtschaftssektoren
Bei der Analyse der Arbeitslosigkeit nach Wirtschaftssektoren ist zu erkennen, dass mehr als ein Viertel der Arbeitslosen dem Dienstleistungssektor zuzuordnen ist, während Landwirtschaft, Industrie und Baugewerbe deutlich geringe Zahlen aufweisen (in Summe insgesamt rund 12,3 % aller Arbeitslosen). Bemerkenswert ist, dass die Arbeitslosigkeit im Wesentlichen vor allem Bewerber um den Erst-Job und Erwerbspersonen, die vor mehr als einem Jahr ihren Job verloren haben, betrifft.
Arbeitslosigkeit nach erreichtem Bildungsabschluss
Wie steht es um das Ausbildungsniveau der Erwerbslosen, die dem Arbeitsmarkt als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen?
Der größte Anteil der Arbeitslosen entfällt mit knapp 40 % auf die Gruppe mit einem Abschluss der Sekundärstufe I. Im Bereich der weiterführenden Ausbildung haben 23 % Prozent der Erwerbslosen die Sekundärstufe II (mit allgemeiner oder beruflicher Orientierung) abgeschlossen. Der Anteil der arbeitslosen Hochschulabsolventen liegt bei 22,2 %.
Somit liegt in Spanien ein Arbeitskräfte-Potenzial von rund 3,2 Mio. Arbeitslosen mit einem erreichten Ausbildungsniveau von mindestens Sekundarstufe II ungenutzt brach.
Weitergehende Betrachtungen der spanischen Arbeitslosenzahlen nach Ausbildungsniveau unter Berücksichtigung der Altersstruktur zeigen, dass insbesondere in den Altersklassen der der 30 bis 44-Jährigen, gefolgt von der Gruppe der 45 bis 54-Jährigen, basierend auf absoluten Zahlen die meisten qualifizierten Arbeitskräfte (Niveau Sekundarstufe I und besser) ohne Job sind.
Fachdisziplinen
Aus einer Auswertung von Germany, Trade & Invest (Stand: Mai 2015) über die Verteilung der Abschlüsse spanischer Hochschulabsolventen nach Fachrichtungen können erste Rückschlüsse gezogen werden, welche inhaltlichen Schwerpunkte bei Bewerbern aus Spanien zu erwarten sind. Im Jahr 2012 wurden in Spanien insgesamt 391.956 Abschlüsse verzeichnet, die sich wie folgt auf die Fachdisziplinen verteilen:
Ausblick: Spanische Fachkräfte in Deutschland
Dumpinglöhne, Beschäftigungen unter dem Qualifikationsniveau und unsichere Anstellungsverhältnisse – so stellt sich die Situation für spanische Bewerber in ihrem Heimatland dar. Gerade junge Fachkräfte sehen keine Zukunftsperspektive und suchen an ausländischen Arbeitsmärkten nach einer beruflichen Chance, die ihrer Ausbildung entspricht. Im Jahresdurchschnitt 2014 waren in Spanien 850.900 Personen zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos – so viele wie in keinem anderen EU-Staat. Hier liegt das Fachkräfte-Potenzial für deutsche Unternehmen.
Neben Aus- und Weiterbildungsinitiativen innerhalb der Unternehmen selbst können ausländische Fachkräfte eingesetzt werden, um vakante Positionen zu besetzen. Da es zu den meisten deutschen Ausbildungsberufen eine spanische Entsprechung gibt, sind die fachlichen Differenzen bei spanischen Fachkräften sicherlich leicht zu überwinden. Auch wenn noch nicht alle Firmen in Deutschland auf Personal aus dem Ausland zurückgreifen, so geht der Trend zunehmend zu einer international geprägten Belegschaft.
ESCAMINAL unterstützt Sie gerne beim Einsatz ausländischer, insbesondere spanischer Fachkräfte. Wir begleiten Ihr Unternehmen im gesamten Relocation Prozess. Ob Suche von geeigneten Fachkräften, Unterstützung im Bewerber-Auswahlprozess, ob Planung und Organisation des Umzugs oder Integration der ausländischen Fachkräfte – wir helfen Ihnen. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf und fordern Informationen an.
Mehr Informationen unter:
Instituto Nacional de Estadística
Eurostat
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